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Im Gespräch mit Vernissage-Besuchern: Katja Heß. ( Foto: VIEW)

 

Kaiserslautern: Kultur Regional

 

 

Plädoyer für die Vergänglichkeit

 

Die saarländische Künstlerin Katja Heß zeigt ihre Arbeiten im AmWebEnd

 

Von Andreas Fillibeck

 

 

 

 

 

Vergänglichkeit oder Zersetzung sind Haupthemen, die die Bilder der saarländischen Künstlerin Katja Heß befördern. Und damit erscheint ihre Schau „Lost Places“ aus der Zeit gefallen. Denn dass alles letzten Endes vergehen oder sich umwandeln muss, ist ja heute nicht unbedingt ein zentrales Thema. Wo nur das Neue zählt und viele Zeitgenossen per Bodyshaping oder Eventhopping nach ewiger Jugend streben.

 

 

 

Dicke Patina, wahre Rostnarben mit wulstigen Rändern oder speckig abblätternde Ölfarben bestimmen die Arbeiten der Erzieherin aus Blieskastel. Mal vermeint man einen von der salzigen See schwer angegriffenen Schiffsrumpf vor sich zu sehen, mal scheinen rostige Zahnräder in Wellenbewegungen über die Bilder zu huschen. Mit einem Eigenleben und ohne etwas anzutreiben oder in Bewegung zu setzen. Stählerne Wände – vielleicht von Kesselanlagen oder Schiffsanlegern – drücken im Verbrennungsprozess des Rostens schmutzig-fettglänzende und grau-weiße Anstriche von sich. Als wollten sie sich einer ungeliebten Haut entledigen, um sich endlich dem Vergehen überlassen zu können.

 

Katja Heß benutzt Sand, Rostbrühe, Eisenpulver oder Steinmehl für ihre Kunst. Und schafft daraus oft reliefartige Strukturen, die zu verschmelzen scheinen und ineinander übergehen. Der nahe und der ferne Blick auf die oft großformatigen Bilder offenbaren verschiedene Details. Die Anziehungskraft der Heßschen Bilder verleitet schier dazu, vorsichtig mit dem Finger über die Oberflächen fahren zu wollen, um einen weiteren Sinneseindruck zu gewinnen.

 

Und damit es auch den Ohren nicht zu langweilig wurde, spielten bei der Vernissage Stefan Wintergerst auf der Gitarre und Hans Hunsinger auf dem Akkordeon auf. Sie boten alte, irische Balladen und Tänze, französische Chansons und blueslastige Titel auf ganz eigene Weise. Und wie schon in der ausgestellten Kunst, ging es darin nicht vordergründig um Jubel, Trubel, Heiterkeit. Die Melancholie so manchen Titels passte sehr gut zur ästhetischen Tristesse der Bilder.

 

Ausstellung

 

In den kommenden Wochen immer donnerstags von 19 bis 21 Uhr im AmWebEnd, Richard-Wagner-Straße 55.